Eine örtlich eingeschränkte Sicht auf das Wochenende vom Süden der Kanareninsel Teneriffa …
Am Montag soll sie losgehen, die Phase 1 der Deeskalation. Auf den Straßen des kleinen Touristenortes El Médano – bekannt für seine ausgezeichneten Bedingungen für Surfer aller Art – scheint wieder mehr Leben einzuziehen. Natürlich noch nicht durch Scharen von Touristen, auch wenn das Sprachengewirr dies vermuten lassen könnte. Viele Ausländer haben sich hier inzwischen niedergelassen.
Man redet hier seit Tagen von der Phase 1 und so Mancher hat sie schon so verinnerlicht, dass er tatsächlich glaubt, sie hätte bereits begonnen. So zumindest das Verhalten einiger Leute. Und da die Vorschriften oft nicht bekannt sind – oder auch nicht wirklich interessieren –, werden auch Wünsche hineininterpretiert.
So manche Familie macht sich bereits im eigenen Auto auf den Weg, um Familie oder Freunde mal wieder zu umarmen, zu denen man so lange keinen persönlichen Kontakt hatte. Zwei Meter Abstand und erst am Montag – da war doch noch irgendetwas?
Während die einen vor einer zweiten Ansteckungswelle warnen – denn das Virus ist ja nicht so einfach verschwunden, immerhin waren bei Beginn des Alarmzustandes am 15. März auf den Kanaren 121 infizierte Personen registriert und heute um 14.00 Uhr sogar 764 (mit abnehmender Tendenz) –, hat für andere das normale Leben schon mehr oder weniger begonnen. Es ist schon erfreulich, wieder in die Ferretería gehen und sich endlich einen neuen Schwimmer für den Spülkasten der Toilette kaufen zu können. Das ständige Wasserabstellen hat ein Ende! Wie hier allerdings ein Kundenabstand von zwei Metern bei einer noch geringeren Gang- und Regalbreite eingehalten werden soll, muss wohl erst noch erfunden werden, zumal viele kleine Geschäfte das gleiche Problem haben dürften.
Wenn man doch beim Einkauf nicht immer ins Portemonnaie schauen müsste. Ganz abgesehen davon, dass man ja auch nicht überall bar bezahlen kann. Die Bankkarte hat in ihrer Bedeutung einen weiteren Sprung nach oben gemacht. Aber am heutigen 9. Mai ist bei so manchem ERTE-Empfänger noch nichts auf dem Konto eingegangen. Da kann man schon stutzig werden, wenn die Politiker so stolz auf die Verlängerung dieser Zahlung bis Ende Juni sind. Welcher Zahlung? Wer Abbuchungen zum Monatsbeginn hatte, dürfte da bereits in die Problemzone geraten sein.
Die kanarischen Gesundheitsbehörden weisen zwar darauf hin, dass sich die Zeitfenster für Freizeitsport und Ausgänge nicht verändert haben, doch bereits jetzt scheinen viele Uhren auf die Herkunftsorte ihrer Eigentümer eingestellt zu sein – zumindest nicht auf kanarische Zeit. So vergisst zumindest die ältere Generation nicht den Anblick spielender Kinder.
Aber dies sind nur mal ein paar Beobachtungen aus einem kleinen Ort im Süden Teneriffas. In größeren Städten und abgelegenen Fincas kann man ganz sicher über noch ganz andere Situationen berichten. Aber vielleicht auch von hier aus. Schauen wir mal. Bis dahin: Unseren Leserinnen und Lesern noch ein schönes Wochenende von der Redaktion!