Wandern an Fuerteventuras wilder Westküste – ein Buch für neugierige Kanarenbesucher …
Dieses Buch als Wanderführer zu bezeichnen wäre etwas untertrieben. Vielmehr ist es ein Nachschlagewerk für neugierige Kanarenbesucher, die nichts mit Kiten, Biken, Triathlon und Surfen am Hut haben und denen vielleicht gerade diese Wüsteninsel in ihrer Sammlung noch fehlt, die dort aber viel entdecken und noch richtig fotografieren wollen und etwas Zeit mitbringen. Alles was einem am Weg begegnet, wird im Buch kurz beschrieben. Über Geologie dieser Wüsteninsel, deren Entstehung und vor allem der Vegetation wird erzählt und es fließen dazu nette Anekdoten ein.
Das Gute vorneweg: Manche Wanderungen sind auch für Leute mit weniger Kondition oder für Gehbehinderte möglich. Man braucht kein Steigeisen – aber Wanderstöcke und viel Trinkwasser könnten manchmal nützlich sein. Und wer mit Flipflops läuft, ist selbst schuld. Auch wer zu nahe an der Brandung ein Selfie aufnimmt, darf sich nicht wundern, wenn er von hinten nass wird oder Schlimmeres passiert. Wer trotzdem Service, Gehhilfe und Sicherheit braucht, kann auch einen der Fuerteventura-Guides engagieren.
Zusammengefasst haben alle Westküsten-Touren ein ausgeglichenes Wanderspektrum von klassisch bis abenteuerlich, von längst verfilmt bis berüchtigt, von naturgeschützt bis militärbenutzt, von einsam bis eventverseucht. Letzteres sehr selten, da Genehmigungen schwierig sind. Nach allen Strecken muss man sich abholen lassen oder zum Ausgangspunkt zurückkehren. Wer aber erst mal die Touren visuell betrachten will, klickt auf Google und sieht sich die „Tortouren“ an, bei denen Felsen-Pools vom Meerwasser gefüllt sind, die durch Sanddünen und Steinwüsten führen und selten längere Auf- und Abstiege erfordern.
Die Insel Fuerteventura hat also doch mehr zu bieten als Surfstrände, Promenaden, Golfplätze und Downhill-Pisten, wie in manchen Reise-Guides beschrieben. Vor allem ist sie noch nicht so durchorganisiert, wie einige der anderen Nachbarn. Es ist still und ruhig. Auf den beschriebenen Wanderrouten „läuft“ man zumindest nicht Gefahr, von einem Geländemotorrad, Mountainbiker oder Offroader überrascht zu werden. Drohnen gibt es hier noch wenig und motorisierte Hängeglider fürchten die wechselnden Winde der Insel. Mit allen Tieren dürfen sie Freundschaften schließen, nur Finger weg von den niedlichen Erdhörnchen, diese sind undankbar, bissig und vermehren sich stündlich – eine Plage der Insel.
Mit etwas Fantasie könnte dieser Buchtitel auch „Auf den Spuren der Ureinwohner und Piraten“ oder „... den heutigen Schleppern und Drogendealern ...“ heißen. Denn es wurde im Buch keine noch so kleine Ecke an der fast unbewohnten 120 Kilometer langen Küste vergessen. Falls Sie doch Gleichgesinnten begegnen, grüßen sie mehrsprachig laut. Fazit: Im Grunde wünschen wir uns so eine märchenfreie Lektüre von allen Kanareninseln. [Carl Lang]
Auf den Spuren der Fischer
Wandern an Fuerteventuras wilder Westküste
von Sabine Kiesewein, Fotos und Text
Preis: 18,50 €
Bestellung über www.natour-verlag.com